Bisherige Rekonstruktion
Durch mangelnden Bauunterhalt waren in dem Gebäude umfangreiche Nässeschäden entstanden, so dass die historische Substanz in Teilen schon zerstört war. Der „Echte Hausschwamm“ hatte sich über weite Bereiche des Hauses verbreitet.
Im Jahr 2001 konnte Schloss Stolpe in das „Dach und Fach Programm zur Sicherung und Erhaltung von Kulturdenkmälern“ aufgenommen werden.
Im 1. Bauabschnitt (2001) wurden die dringendsten Problembereiche behandelt, um den akuten Verfall zu stoppen, insbesondere die gesamte Nordfassade. Es erfolgte eine Notsicherung der Dächer, der Verfall der Türme musste gestoppt werden (Abb. 2). Sämtliche Sparrenfüße und Deckenbalken mussten angelascht, Pfetten und Aufschieblinge erneuert werden. Das Traufenmauerwerk wurde neu aufgemauert. Das alte Mauerwerk musste mit einem schwammsperrenden Mittel verpresst werden.
Die zerstörten Holzbalkendecken über dem Arkadengang und dem Saalanbau wurden als Ziegelelementdecken erneuert (Abb. 3). Die Stuckdecke im Saalanbau wurde vorher restauratorisch dokumentiert, abgeformt und in Teilen zum Wiedereinbau sichergestellt. Gleichzeitig hat eine Qualifizierungs-ABM für junge Handwerker den neuzeitlichen Außenputz aus Zementmörtel abgenommen sowie Abbruch- und Mauerarbeiten durchgeführt.
In einem 2. Bauabschnitt (2002) folgte die Erneuerung der schadhaften Betonsteineindeckung durch eine Biberschwanzeindeckung nach historischem Vorbild, die Wiederherstellung der historischen Gauben und Dachbekrönungen und die Sicherung und Ergänzung des Turmmauerwerkes. Die Flachdächer über dem Saal wurden mit Wärmedämmung versehen und abgedichtet.
Im 3. Bauabschnitt (2003/2004) wurde fehlendes Mauerwerk der oberen Geschosse der Türme ergänzt, die Dachstühle erneuert und mit Turmbibern eingedeckt. Parallel dazu konnten die Fenster und Türen der Nordfassade soweit möglich restauriert werden, verlorene Teile wurden nachgebaut. Das Schloss erhielt nach vielen Jahren des Verfalls ein erfreuliches Aussehen (vergleiche Abb. 1 und Abb. 4).
Mit dem Auslaufen des „Dach und Fach Programms“ mussten neue Fördermöglichkeiten gefunden werden. Im Laufe des Jahres 2004 gelang es, in das EU-Programm „Leader Plus“ und das Programm zur „Entwicklung ländlicher Räume“ aufgenommen zu werden. Mit dem Projekt Folklorezentrum und Dorfgemeinschaftshaus konnte im 4. Bauabschnitt (2004/2005) der Innenausbau des Erdgeschosses mit Ausnahme der Eingangshalle finanziert werden.
Neben der Erneuerung zerstörter Böden und Decken war der Neueinbau der technischen Installation für Heizung, Wasser/Abwasser sowie der Elektroinstallation mit Einbau einer Toilettenanlage und einer Teeküche ein wesentlicher Schritt. Parallel dazu wurden die Fenster und Außentüren auf der Ost-, Süd- und Westseite restauriert oder neu hergestellt, die Innentüren waren bis auf wenige Ausnahmen reparierbar. Innenputze, Parkett- und Steinböden waren größtenteils zu erneuern. Die neobarocke Stuckdecke des Saalanbaus und das Rabitzgewölbe im Arkadengang konnten unter Verwendung alter Teile wiederhergestellt werden.
In den Jahren 2005/2006 wurden Sanierungsarbeiten in den Innenräumen und Maßnahmen zur Wintersicherung aus Eigenmitteln der Gemeinde durchgeführt.
Im 5. Bauabschnitt (2009/2010) wurden die erhaltenen Fenster im Obergeschoss, dem Dachgeschoss und den Türmen restauriert, fehlende Fenster neu hergestellt. Das Nebentreppenhaus wurde in der Funktion als Fluchtweg mit einer Sprühnebelanlage gesichert, das gesamte Gebäude mit einer Brandwarnmeldeanlage ausgestattet.
Im Frühjahr 2011 wurde im Rahmen des 6. Bauabschnittes mit der Fassadensanierung begonnen, zahlreiche Fehlstellen im Mauerwerk mussten neu ausgemauert werden. Zur Sanierung der umfangreichen Risse wurde eine Risssanierung mit ins Mauerwerk eingesetzten Spiralankerstählen aus Edelstahl durchgeführt. Anschließend konnte die Erneuerung des Außenputzes nach dem erhaltenen Vorbild aus der Zeit um 1900 als neobarocker Rauputz begonnen werden. Die Süd-, Ost- und die Nordfassade wurden bis zum Herbst 2011 fertiggestellt.
Die Fertigstellung der Fassadensanierung erfolgt 2012 im Zuge des 7. Bauabschnittes. Wesentlicher Bestandteil dieser Maßnahme war aber der Ausbau des Nordwest- und des Südostturmes mit neuen Treppenanlagen, die die Begehbarkeit für Besucher mit Aussicht über die nähere und weitere Region ermöglicht. Die Arbeiten wurden im Frühjahr 2013 abgeschlossen.
Am Jahresende 2013 begannen die Arbeiten zur Restaurierung der Gräfinnenzimmer im Obergeschoss des Mittelrisaliten auf der Südseite als 8. Bauabschnitt. Das gräfliche Schlafzimmer mit Bad und Vorraum sollten möglichst originalgetreu wiederhergestellt werden, wesentliche Ausstattungsteile wie die Trennwand mit dekorierter Schiebetüranlage, der Deckenstuck und der Wandspiegel waren noch erhalten und konnten restauriert werden. Fehlende Teile wurden ergänzt, die Dekoration der Wände mit handgefertigten Tapeten wurde entsprechend zeitgenössischen Vergleichsbeispielen neu angefertigt. Die Innenausstattung erfolgte durch den Erwerb bauzeitlicher Möbel, um sich dem Zustand von 1900 soweit wie möglich anzunähern.
Der Dachraum wurde mit neuer Dielung, Beleuchtung und Sprinkleranlage ausgebaut, so dass die Flächen nun für eine Dauerausstellung genutzt werden können. Die Maßnahmen des 8. Bauabschnittes wurden Mitte 2014 abgeschlossen.